Rechtstipps

36 km/h zu schnell, ge­blitzt und kei­ne Punk­te?!

Erstellt von Matthias Horz


Ein fast all­täg­li­cher Fall:

Der Be­trof­fe­ne, ein jun­ger Fa­mi­lien­va­ter aus dem Gol­den Grund, der ge­ra­de ei­ne neue Ar­beits­stel­le an­ge­tre­ten hat­te, be­fuhr im März letz­ten Jah­res mit sei­nem Pkw die Kos­thei­mer Land­stra­ße in Mainz.

Kurz vor dem Orts­aus­gang wur­de er von ei­nem Po­li­zei­be­am­ten an­ge­hal­ten, der ihm mit­teil­te, er sei so­eben mit ei­ner La­ser­pis­to­le "ge­blitzt" wor­den. Man ha­be ab­züg­lich To­le­ranz ei­ne Ge­schwin­dig­keits­über­schrei­tung von 36 km/h fest­ges­tellt.

Vier Wo­chen spä­ter wur­de dem Be­trof­fe­nen ein Buß­geld­be­scheid zu­ge­stellt, mit wel­chem ei­ne Geld­bu­ße von 160,00 €, ein ein­mo­na­tiges Fahr­ver­bot so­wie drei Punk­te im Ver­kehrs­zent­ral­re­gis­ter fest­ge­setzt wur­den.

Über sei­nen Ver­tei­di­ger hat der Be­trof­fe­ne Ein­spruch ein­ge­legt und so­dann auf Ver­mitt­lung des Ver­tei­di­gers den Mess­vor­gang tech­nisch von ei­nem Sach­ver­stän­di­gen über­prü­fen las­sen.

Die­ser stell­te fest, dass das La­ser­ge­schwin­dig­keits­mess­ge­rät nicht ord­nungs­ge­mäß be­dient wor­den war. Der Mess­be­am­te hat­te zwar die für den Be­ginn der Mess­rei­he vor­ge­schrie­be­nen Tests durch­ge­führt, al­ler­dings wur­de der so­ge­nann­te Vi­siertest in ei­ner zu ge­rin­gen Ent­fer­nung auf ei­nem völ­lig un­ge­eig­ne­ten Ob­jekt (Brü­cken­ge­län­der) durch­ge­führt.

So­mit konn­te nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, dass die Vi­sierachse und die Mes­s-ach­se dejus­tiert wa­ren und sich so­mit ein wei­te­res mess­wer­taus­lö­sen­des Fahr­zeug im Mess­be­reich be­fun­den ha­ben kann.

Dies ins­be­son­de­re auch, da es sich bei dem Fahr­zeug des Be­tro­ffenen nicht um ei­nen Ein­zel­fah­rer, son­dern um ei­nen Pkw in ei­ner Ko­lon­ne han­del­te.

Das Amts­ge­richt Wies­ba­den hat mit Be­schluss vom 11.03.2009 zu Az. 77 OWi 5611 Js 25868/08 das Ver­fah­ren ein­ge­stellt, ins­be­son­de­re auch des­halb, da der Mess­be­am­te im Rah­men sei­ner Zeu­gen­ver­neh­mung ein­räu­men muss­te, dass er die Ge­brauchs­an­wei­sung des Her­stel­lers des Mess­ge­rä­tes nicht ge­le­sen hat­te.

Der vor­lie­gen­de Fall zeigt bei­spiel­haft, wie wich­tig es ist, Buß­geld­be­scheide we­gen Ver­kehrs­ord­nungs­wid­rig­kei­ten nicht oh­ne wei­te­res zu ak­zep­tie­ren, son­dern sich an­walt­li­cher Hil­fe zu be­die­nen. Ei­ne kürz­lich von ei­ner an­er­kann­ten Sach­ver­stän­di­gen­or­ga­ni­sa­tion vor­ge­leg­te Sta­tis­tik hat auf­ge­zeigt, dass nur 14,92 % al­ler un­ter­such­ten Mess­vor­gän­ge als man­gel­frei ein­ge­stuft wer­den konn­ten.

Ein auf Straf- und Ord­nungs­wi­drig­kei­ten­recht spe­zia­li­sier­ter Rechts­an­walt über­prüft je­des Ver­fah­ren so­wohl in recht­li­cher als auch in tech­ni­scher Hin­sicht.

Wich­tig in die­sem Zu­sam­men­hang ist, dass ei­ne be­ste­hen­de Ver­kehrs­rechts­schutz­ver­si­che­rung die Kos­ten für die Er­stel­lung ei­nes Gut­ach­tens durch ei­nen öf­fent­lich be­stell­ten und ver­ei­dig­ten Sach­ver­stän­di­gen in vol­ler Hö­he über­nimmt.

Schließ­lich ist zu be­ach­ten, dass ge­gen ei­nen Buß­geld­be­scheid nur in­ner­halb ei­ner Frist von le­dig­lich zwei Wo­chen ab Zu­stel­lung Ein­spruch ein­ge­legt wer­den kann.

An­walt­li­che Hil­fe soll­te des­halb al­so schon zu ei­nem mög­lichst frü­hen Zeit­punkt in An­spruch ge­nom­men wer­den.

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