Rechtstipps

Kei­ne Un­fall­re­gu­lie­rung oh­ne An­walt

Erstellt von Matthias Horz


Ein Ver­kehrs­un­fall ist lei­der schnell ein­mal pas­siert. Ins­be­son­de­re der­je­ni­ge, der un­ver­schul­det ei­nen Un­fall er­lei­det, sieht sich Prob­le­men aus­ge­setzt, die er in der Re­gel oh­ne an­walt­li­che Hil­fe nicht be­wäl­ti­gen kann. Denn Haft­pflicht­ver­si­che­rer zah­len dem Ge­schä­dig­ten, der kei­ne an­walt­li­che Hil­fe hat, in der Re­gel nur das, was er gel­tend macht. Nicht je­doch den Scha­den­er­satz­be­trag, der ihm tat­säch­lich zu­steht. Da­zu ein ak­tu­el­ler Fall:

Der Ge­schä­dig­te, ein jun­ger Fa­mi­lien­va­ter aus dem ehe­ma­li­gen Ober-Lahn­-Kreis, er­litt An­fang Ja­nu­ar die­sen Jah­res mit sei­nem zwei Jah­re al­ten Pkw Al­fa Ro­meo ei­nen un­ver­schul­de­ten Ver­kehrs­un­fall.

Noch am Un­fall­tag mel­de­te sich beim Ge­schä­dig­ten per E-Mail die geg­ne­ri­sche Haft­pflicht­ver­si­che­rung, teil­te mit, die Haf­tungs­fra­ge sei klar; des­halb sei die Ein­schal­tung ei­nes Rechts­an­wal­tes nicht not­wen­dig.

Im Ver­trau­en da­rauf ließ der Ge­schä­dig­te ein Scha­den­gut­ach­ten er­stel­len. Der Sach­ver­stän­di­ge kal­ku­lier­te Net­to-Re­pa­ra­tur­kos­ten in Hö­he von 4.580,00 €. Der Ge­schä­dig­te, der sein Fahr­zeug un­re­pa­riert ver­äu­ßert hat­te, bat die Haft­pflicht­ver­si­che­rung auf Gut­ach­ten­ba­sis ab­zu­rech­nen und for­der­te Zah­lung der 4.580,00 €.

Tat­säch­lich zahl­te die Ver­si­che­rung le­dig­lich 3.200,00 € und ver­wies den Ge­schä­dig­ten auf zwei freie Werk­stät­ten im Land­kreis Lim­burg-Weil­burg, die an­geb­lich nied­ri­ge­re Er­satz­teil­prei­se und Stun­den­ver­rech­nungs­sät­ze hät­ten. Zur Rechts­la­ge:

Nach dem Grund­satz­ur­teil des Bun­des­ge­richts­hofes (BGH) vom 13.07.2010 (Ak­ten­zei­chen VI ZR 259/09) kann der Schä­di­ger den Ge­schä­dig­ten un­ter dem Ge­sichts­punkt der Scha­den­min­de­rungs­pflicht auf ei­ne güns­ti­ge­re Re­pa­ra­tur­mög­lich­keit in ei­ner mü­he­los und oh­ne Wei­te­res zu­gäng­li­chen frei­en Fach­werk­statt ver­wei­sen, wenn er dar­legt und ge­ge­be­nen­falls be­weist, dass ei­ne Re­pa­ra­tur in die­ser Werk­statt vom Qua­li­täts­stan­dard her der Re­pa­ra­tur in ei­ner mar­ken­ge­bun­de­nen Fach­werk­statt ent­spricht und wenn er ge­ge­be­nen­falls vom Ge­schä­dig­ten auf­ge­zeig­te Um­stän­de wi­der­legt, die die­sem ei­ne Re­pa­ra­tur au­ßer­halb der mar­ken­ge­bun­de­nen Fach­werk­statt un­zu­mut­bar ma­chen wür­de. Letz­te­res wird dann an­ge­nom­men, wenn das be­trof­fe­ne Fahr­zeug zum Un­fall­zeit­punkt nicht äl­ter als drei Jah­re alt war oder bei Fahr­zeu­gen, die zum Un­fall­zeit­punkt äl­ter als drei Jah­re sind, dann, wenn der Ge­schä­dig­te sein Fahr­zeug stets in ei­ner mar­ken­ge­bun­de­nen Fach­werk­statt hat war­ten las­sen.

Da das Fahr­zeug des Ge­schä­dig­ten hier zum Un­fall­zeit­punkt erst zwei Jah­re alt war, durf­te die Haft­pflicht­ver­si­che­rung kei­ne Ab­zü­ge von dem vom Sach­ver­stän­di­gen kal­ku­lier­ten Net­to-Re­pa­ra­tur­kos­ten­be­trag ma­chen. Es be­durf­te le­di­glich ei­nes An­schrei­bens des nun­mehr vom Ge­schä­dig­ten be­auf­trag­ten Rechts­an­wal­tes, um die Haft­pflicht­ver­si­che­rung zu ei­ner voll­stän­di­gen Zah­lung zu ver­an­las­sen.

Ein Pro­zess war nicht not­we­ndig. Die ent­stan­de­nen An­walts­kos­ten wa­ren eben­falls von der Haft­pflicht­ver­si­che­rung zu über­neh­men.

Die­se Pro­bleme las­sen sich ver­mei­den, wenn bei je­der Ver­kehrs­un­fall­re­gu­lie­rung früh­zei­tig ein Recht­sanwalt ein­ge­schal­tet wird.

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